GOZO BABY ! ODER WARUM 26MIN PRO KM AUCH NICHT SCHLECHT SEIN MÜSSEN!
Auf gehts, pack maß und los, eine Reise nach Gozo:

So endlich ist es Mittwoch und Ich stehe am Flughafen mit der Reisegruppe Ehegattin und Mutter, die auch nochmal nach Gozo wollte. Aber was treibt mich denn nun zu so einem verlängerten Wochenende.
Ich werde nun in ca. 14 Tagen ja 50zig und nach doch mehr als zwanzig Jahren Ausdauersport muss endlich eine neue Herausforderung her.
Ich wollte immer mal über die 42 KM hinauslaufen und so wurde sich mal umgehört. Danke hier an Silke und Rolf, die mir hier den Wahnsinn einbrockten.
Die Sache hörte sich machbar an, 1x um die Insel Gozo laufen, 50km abreißen und dabei 1300 HM überwinden.
Somit ging es ab Jan in die Vorbereitung, dazu mal wieder Danke an Gunnar für die langen Läufe. Es ging in ein kleines, aber sehr feines Nils Resturlaubs Trainingslager nach Bad Wörishofen. Dort dann mein erstes Back to Back Training gemacht. Do 10km, Fr. 25km und Sa 30 km. dann kurz pausiert, war sehr gut mit Top Wetter.
Dann noch ein paar 30er und eben den Hamburg Marathon als Vorbereitung, so meinte man gut gerüstet zu sein.
Oft die neuen Brooks Cascadia gelaufen und sich außerhalb der befestigten Wege, sehr gut damit gefühlt.
So stand Ich auch in diesen Schuhen beim Check in, die dürfen auf keinen Fall verloren gehen, sonst kann ich gleich wieder einpacken.
Flug dann unspektakulär, 2,5 Std später im suzid-zubringer Bus an die Fähre, Danke dafür FTI ! Der Bulgare der Fahrer war, dabei immer ordentlich geschimpft, das alle nicht fahren können. er aber schon.
Der spinnt ja, wenn ich nicht beim Lauf drauf gehe, dann hier auf der Fahrt durch den Linksfahrfeierabend Verkehr.
Echt irre, dann auf die Fähre, in den nächsten Karren, dieses Mal ein Engländer aus London und endlich sicher ab ins Hotel.
Das Hotel war absolut top, da gab es nichts zu meckern, dann die nächsten Tage mit Abholung des Mietwagens, (wir waren 2,5 Std zu spät und wurden erst mal richtig gefaltet ) Sightseeing, Café trinken auf tollen Plätzen und nochmal ausruhen verbummelt.
Dabei noch 2 Belastungen gemacht, 1x 20min und am Tag vor dem Rennen, nochmal 15min dann war er da…. Der große Tag!!!
RACEDAY!!!
Sonja hat mich an dem kleinen Platz, bei einer Wahnsinnskirche abgeliefert und ich habe dann dort erst mal meine Startunterlagen abgeholt.
Ausgabe so ähnlich wie beim ASV-Mai Lauf, ein kleiner Stand, in der Tüte nicht viel drin, das Teilnehmershirt gabs auch gleich.
Racebreefing:
Dort dann Bernd aus Mannheim kennengelernt, der wird 60 zig und hatte schon Ultraerfahrung.

Beim Briefing dann schöne Aussagen wie:
Handy muss aufgeladen sein!
Notruf.nr. eingespeichert!
Wenn jemand sich verletzt, bitte helfen und nicht liegen lassen!
Versorgung alle 10km sonst gibt’s nix!
Rote Punkte und Fähnchen markieren den Weg, wenn unsicher anrufen oder der Intuition folgen!
Wenn jemand aussteigt, abmelden und wenn alles gut geht, sehen wir uns wieder.
Zeitlimit 10 Std!
Peng und ab ging der 140 Läufer Tross…
Was ich noch nicht wusste, von denen sollten nur 120 das Ziel im Zeitlimit erreichen. die anderen irren immer noch über die Insel oder sind einfach ausgestiegen.
Es ging dann ziemlich schnell aus dem Dorf und auf eine Piste die gut zu laufen war..
Ab da dann an die Küste, es gibt im Netz genügend Bilder, das Panorama war beindruckend und echt der Hammer, lief man doch irgendwann an der steil abfallenden Klippe, leicht auf und ab, der Weg war gut und wir kamen mit den leichten HM gut voran.
Dann kamen immer wieder steile Passagen und der Untergrund wurde langsam schwieriger.
Ich kann jetzt nicht jeden KM erzählen. Fakt war, das immer mehr Schotter dazu kam, der mir echt zu gefährlich wurde zum Laufen, vor allem bergab, auf das hatte ich eigentlich gesetzt, aber Pustekuchen.
Das Risiko umzuknicken war für mich, sehr sehr oft gegeben und wenn es dich da dann erwischt und Du liegst mit gerissenen Bändern in der Pampa, ne wollte ich mir echt nicht vorstellen.
So musste auch ich akzeptieren, das oftmaliges flottes gehen, besser ist als laufen.
Ich schreibe das jetzt aus meiner Perspektive, jüngere Läufer mit Trail Erfahrung haben da sicher nen anderen Zugang zu solchen Gegebenheiten.
Nun zur Ernährung, Rolf und Silke warnten mich zu wenig mitzunehmen, das war auch gut.
Nach 10km kam dann auch die Erste Verpflegung, da war noch viel los.
Wasser zum Auffüllen war da, Iso in Bechern, Essen… naja, Salzstangerl, die waren bei der Hitze Top und sonst gabs Orangen.
Bei den anderen Stellen dann zusätzlich Gummibärchen, die hatte ich mit Gels aber selber dabei.
Dann gings weiter, das Panorama änderte sich und ich lief und lief und wanderte und wanderte und kletterte und kletterte und litt immer mehr. Deswegen die Highlights in Stichpunkten, die mir im heißen Kopf hängen geblieben sind:
Der Hammer Ausblick auf den Klippen, einmal umfallen und 50m in die Tiefe.
Die Zwei Läufer mit brutalen Krämpfen, die aber Hilfe ablehnten und sich zur nächsten Verpflegung durchschlugen.
Das Laufen durch Gestrüpp und Disteln, die Wege wurden wirklich von km zu km immer länger und enger.
Ich war froh das ich die langen Socken an hatte, Ich hätte mir die Waden sonst extrem aufgekratzt.
Das Verlaufen an einer Stelle, mit dem Schrei einer Irin, als eine Schlange vor ihr auf dem Schotter kroch, und unter den 15-30 cm breiten Steine verschwand, zugegeben, wir hatte uns alle verlaufen und hatten da nix verloren. Wir mussten, um auf den Weg nach oben zu kommen mal wieder 5 m über schroffes Gestein nach oben klettern.
Der Strand über den wir total überhitzt gingen (Laufen macht wieder mal keinen Sinn bei den losen Sand) und der Badegast der mit 3 Bierdosen entgegen kam. Ich hätte ihm an liebsten eine geklaut.
Danach die Tonne Sand aus den Schuhen ausgeschüttelt und einer Läuferin aus Malta geholfen aufzustehen, die nicht mehr aus der Sitzposition hochkam und nur noch lachte.
Die Gruppe die wir mittlerweile gefunden hatten. Bestehend aus Bernd aus Mannheim mit frischen 60zig Jahren, und eben den vier Malteser Mädels im Alter von Mitte 40.
Wir blieben intuitiv zusammen, um uns nicht weiter zu verlaufen.
12 Augen sehen mehr als 2! (mit Brille)
Dann eine Rampe 200m lang, wie die steile Karlsberg Seite, mit der Aufschrift „my Granny runs faster“ wie witzig. nach 35 km und 5 Std.
Die Wege wurden auf der Ostseite immer schwieriger, aber auch immer schöner, mit Salzgewinnungsbädern und spannenden Untergrund.
Ja und dann passierte es, wir verliefen uns nochmal, keine Ahnung wo die Abzweigung war, aber nach 800m über steinigsten Strand, denn wir wandern mussten, laufen wieder mal null Chance, dafür dieses Mal keine Schlange
Oberhalb sahen wir dann einen LKW, wieder mal durch Dornen und Gestrüpp und Fels nach oben geklettert, da hatten dann die Mädels ihren Auftritt und konnten mit dem Fahrer des Steinbruchs LKW (der Weg zum Steinbruch war staubig wie Sau) klären, wie wir wieder auf die richtige Route kommen, dann gings laufend im weißen Puderzucker weiter. (Nur Sandsteinstaub)
Mein langsamster KM mit 26 min (dafür mit Beratschlagung, Google schauen, Verzweiflung und zusätzlich 50 Hm feinstens gewürzt) und die Beine sahen noch aus wie gepuderter Kuchen.
Dann endlich nach wieder 400 Hm, der erste Rote Punkt an einem Trial, wir feierten Ihn mit lauten „We are back on the track“ rufen.
Wir haben die letzte Verpflegung erreicht, noch 10-12km wir schaffen die auch noch.
Weiter ging`s wie auf einem Klettersteig aus Metall (waren aber nur 3 m ) und schroffen Felsen zum rauf und runter klettern, wieder für die, mittlerweile leeren und harten, Muskeln spaßig. Nur lachen wollten sie nicht mehr.
Langsam ging es aber den Ende zu.
Die Gruppe spaltet sich, da die Mädels zu mir und Bernd meinten wir sollten vorlaufen, eine kann nicht mehr. Wir wünschten noch viel Glück.
Wir sahen die Stadt, in der wir gestartet waren, immer näher kommen und nach 48 Km hatten wir endlich wieder Asphalt unter den Beinen. Wie schön.
Doch Stopp, hatten die Xterra Leute noch Humor und jagten uns einen geheimen Weg durch Büsche ins Stadtzentrum hinauf zur Kirche, dort dann aber über Straßen endlich ins Ziel.
8:56!!!!
Die Garmin zeigte 49,8 km und ich drückte Sie nicht ab, schnappte mir meine Sonja und lief nochmal 300m den Malteserinnen entgegen und feuerte sie auf den letzten Metern an.
Dann hatte ich auch die 50km auf der Uhr und die Gewissheit das ich noch laufen könnte.
Jetzt aber Feierabend !!
Dazu gab es dann ein richtiges Bier, auf das ich mich seit der Begegnung am Strand schon freute.
Ich schleppte mich zum Leihwagen und ab ins Hotel,
Dort am Abend schön gegessen und mit den Bilder des Abends im Kopf und Feuer auf der Haut (ich hatte einen irren Sonnenbrand, darf der Hautarzt nicht wissen, also pssst.. ) in einen tiefen Schlaf, der immer wieder durch einen zu harten Muskeltonus gestört wurde.
Am nächsten Tag, Leihwagen zurück und eine Bustour um die Insel, mit vielen Erinnerungen.
Dann mit dem Flieger wieder pünktlich in München gelandet.
Fazit:
Ich kann das immer noch nicht einschätzen.
Ich war im Ziel echt kaputt… hätte aber noch weiter machen können.
Ich glaube das ich die Energieversorgung mit ca. 5 Litern Wasser, 8 Bechern Iso, 7 Gels, zig Salzstangen und einer halben Tüte Gummibärchen gut hinbekommen habe.
Was in der Betrachtung spannend ist, das Trail laufen einfach ein anderer Sport ist, wandern ist keine Schande, das Tempo pro KM interessiert hier keinen. Beste Pace 5:34, schlechtester KM 26 min, ich konnte auch nie die Zielzeit einschätzen. Am Anfang dachte Ich das Ich unter 8 Std. ins Ziel komme, danach war ich froh im Zeitlimit zu liegen.
Wobei Ich für mich, echt etwas enttäuscht bin, das ich vielleicht maximal nur 2/3 laufen konnte der Rest war, nach meiner Meinung dazu nicht geeignet. Aber wie gesagt es heißt Trailrun und dann ist auch Trailrun drin… und keine Wanderung an der Amper oder breite Wanderwege in Österreich. Das hatte ich etwas unterschätzt.
Drop-out Quote: von 140 Starten kamen 120 ins Ziel, das ist schon ne Hausnr.
Man sollte auf jeden Fall Lauferfahrung haben, wenn man sowas macht, wer hier überzieht ist raus.
Was schön ist, ist der Zusammenhalt unterwegs. Man kommt sich vor wie in einer Pfadfindergruppe. Wobei das auch gnadenlos ist, man möchte halt dann auch nicht abreißen lassen und sollte sich seine Mittläufer schon gut aussuchen.
Bei uns hat das wirklich super gepasst und der Zusammenschluss ist einfach so gekommen.
Die Irin mit der Schlange, war am Schluss weit vor uns………. Und kam nach uns ins Ziel, da Sie sich einfach nochmal verlaufen hat.
Und da liegt vielleicht mein größtes Bedenken, ob ich sowas nochmal machen möchte.
Die Strecken waren schon gut ausgezeichnet, nur halt nicht soooo gut, das ein Verlaufen nicht möglich ist und ist dann wirklich nervig,
Wobei die Wege landschaftlich mega waren, aber auch eben schwer und deswegen für den Touri auch nicht beschriftet sind.
Jetzt gibt es erstmal 14 Tage Pause und dann geht’s mal wieder Richtung Triathlon, Erlangen ruft und bei den Soli das Marathon Herbsttraining.
Dank geht an die Soli Lauftruppe, ohne die wäre ich da nicht gestartet, an die Andrea vom Tui Reisebüro Dachau, die mir bei der Planung Top geholfen hat, an den Georgios Orfanidis für die Wunderheilung der Hüfte und die Tipps für den Weg zum Ultraläufer, den Gunnar für die langen Läufe am Samstag. (lang und LAAAANGSAM BITTE ) UND AN MEINE FAMILIE die den ganzen Wahnsinn doch immer mitträgt..
Allen Lesern die bis dahin durchgehalten haben, eine schöne gesunde Saison und alles Gute,
Euer Nils.
