138 Kilometer, 4230 Höhenmeter – bergauf, bergab, keine Flachstücke. Der Maratona dles Dolomites – der Radmarathon über die legendären Pässe der Dolomiten, auf der vielleicht schönsten Strecke der Welt.
Er wird auf drei verschiedenen Strecken ausgetragen und jeder wählt seine Strecke selbst, die Wahl kann auch während des Rennens getroffen werden.
Er wird seit 1987 jährlich am ersten Sonntag im Juli vom Cmitato Maratona dles Dolomites veranstaltet. Obwohl die heutige Strecke mit offiziell 138 Kilometern angegeben ist, zählt sie aufgrund der zu bewältigenden 4.230 Höhenmeter als Marathon. Die Zahl der Voranmeldungen zum Losverfahren für eine Teilnahme übersteigt die Kapazität der rund 8.000 Startplätze regelmäßig um das Zwei- bis Dreifache. Die Hälfte der Plätze wird an Italiener vergeben, der Rest auf mehr als 70 Nationen verteilt, wobei deutsche Radsportler die größte internationale Teilnehmergruppe stellen.
Im Januar hatte ich mich angemeldet und mit etwas Glück einen Startplatz bekommen, ich hatte mein Ziel gefunden, für das sich das Training lohnt. Der Marathona dles Dolomites am 02. Juli.2023. Es standen 3 Strecken zur Wahl und ich nahm mir die längste mit 138 Km und 4230 Höhenmeter vor, wenn ich schon trainiere, dann sollte es sich lohnen.
Am Freitag Nachmittag vor dem Rennen war es dann soweit, in der Woche zuvor hatte ich noch die Carbonfelgen mit den Alufelgen am Rennrad getauscht, nochmal kurz überlegt was ich tatsächlich brauche und das ist erstaunlich wenig. Auto gepackt und los ging es in die Dolomiten wo mich am Abend schon der Ralph Heckel, Angela und weitere Freunde der Forice ´89 in der Pizzeria gebenüber unseres Hotels erwarteten. Wir genossen die ladinischen Köstlichkeiten der Region Alta Badia und schauten auch nicht auf die Kalorien, nebenbei wurde ich aufgeklärt das es sich um das größte Amateurradrennen in Italien handelt und die Veranstaltung 6 Stunden live auf RAI2 übertragen wird, und wir mittendrin! Die Vorfreude wuchs und am nächsten Tag holten wir unsere Startnummern ab, bummelten über die Messestände, am Nachmittag zogen dunkle Wolken auf und Starkregen prasselte herunter, na gut, dass es heute regnet und morgen am Renntag größtenteils trocken und freundlich bleiben wird.
Um 5 Uhr Frühstück am Hotel, um 5:30 Uhr rolle ich zum Start in den 2. Startblock, in La Villa, einer Fraktion der Tourismus-Gemeinde Alta Badia in den Südtiroler Dolomiten unglaublich was hier los ist, Musik, die Sprecher, 4 Hubschrauber kreisen mit laufenden Kameras über uns, um 6.30 Uhr stehe ich am Start in La Villa. Gemeinsam mit ca. 8000 anderen starte ich in der Morgensonne, die Strecke beginnt für alle gleich – sie empfängt uns nach wenigen Kilometern mit der ersten Passauffahrt des Tages, dem Passo Campolongo.(1875 Hm). Es ist ein kurzer Pass, ein gnädiger Einstieg (6,1%, max. 11%) in einen langen, harten Tag: 353 Höhenmeter sind auf 5,8 Kilometern zu überwinden.
In meinem Trikot befinden sich eine handvoll Energie (kleine Drillinge, Kartoffeln die genug Energie liefern um mich über den Tag zu bringen, Riegel und Gels. Die Drillinge haben sich auch heute wieder bewährt, die haben einen sehr hohen Wasseranteil und genug Energie und Nährstoffe die mein Körper hervorragend unter Belastung aufnehmen kann.
Danach geht es im Uhrzeigersinn über die Pässe Pordoi (2239 Hm, 638 Hm sind auf 9,2 km, mit 6,9%, max. 10% zu überwinden), Sella (2244 Hm, 436 Hm, sind mit 7,9%, max. 12% auf 436 Hm zu überwinden) und nun geht es über das Grödner Joch (2121Hm, 250 Hm sind auf 5,8km mit 4,3%, max. 10% zu überwinden) zurück am Ziel in Alta Badia vorbei geht es in die lange Schleife zum zweiten Mal über den Campolongo, es führt eine zusätzliche Schleife über den Passo Giao 2236 Hm, nun ist er da, nach etwa 85 Kilometern beginne ich die Auffahrt in die erste Rampe hinein, ein Aufstieg über 9,9 km 922 Hm, einer durchschnittlichen Steigung von 9,3% und maximal 15 % erwarten mich, ich fühle mich gut, kenne meinen Körper und weiß heute ist der perfekte Tag um an diesem Rennen teilzunehmen und nehme die Herausforderung an. An der Passhöhe angekommen, fülle ich zum ersten Mal meine Trinkflasche auf und genehmige mir etwas Kuchen und Obst. Zum ersten Mal ziehe ich mir meine Regenjacke über welche ich mir vorsorglich anstelle der Windjacke mitgenommen hatte, man weiß in den Bergen ja nie, das Wetter kann kleinregional schnell wechseln und stürze mich in die sehr lange Abfahrt hinein, bleibe jedoch dennoch vorsichtig denn ein Sturz lohnt sich nie. Weiter führt die Strecke über die beiden zusammenhängenden Passhöhen des Passo Falzarego (2117 Hm) und des Passo Valparola (2200 Hm), es sind 665 Hm über 11,5 km mit einer Steigung von 5,8% und max. 15 % zu bewältigen bevor es zurück nach Alta Badia geht.
Doch der letzte Anstieg kommt noch, die „Mür dl Giat“, die Katzenmauer. Fünf Kilometer vor dem Ziel führt die Strecke über eine kurze Rampe, 360 Meter ist sie lang. Doch ihre Maximalsteigung beträgt stattliche 19 %, im Durchschnitt sind es 13 %. Da die Straße enger wird und vor und neben mir andere Radler die ganze Breite, teils unkontrolliert im Wiegetritt den Weg nach oben kämpfen, riskiere ich nicht abgeräumt bzw. zum Sturz gebracht zu werden, das lohnt nicht, ich steige kurz ab, jogge die paar Meter hinauf, bin nicht deutlich langsamer aber deutlich sicherer unterwegs und gebe noch Gas auf den letzten Metern bis zum Ziel. Ich habe mein persönliches Ziel erreicht, habe alle Durchgangszeiten mit Abstand mit einer Gesamtzeit von 9:07 h, auf Platz 57 in meiner AK und Gesamtplatz 218 geschafft!!! YEAPH!!
Die Medaille und das Bier haben wir uns alle die teilnahmen verdient und zu erzählen gab es viel an diesem Abend der etwas länger wurde wie gewohnt!!
Keep on
Eure Elke Morlok