Text von Dirk:
Die großen Ziele dieses außergewöhnlichen Events waren die Erinnerung an die dunkle Vergangenheit und die Stärkung der freundschaftlichen Kontakte zu unserer Partnerstadt Oświęcim. Eine Staffel über 1050km,10 Tage, 100-160km pro Tag in 10km Etappen. Ein Staffel-Team besteht aus mindestens einem deutschen und einem polnischen Läufer. An den Etappenorten besuchen wir Gedenkstätten, die an das Unrecht der Vergangenheit erinnern. Dort versammeln wir uns zu einer stillen Andacht und legen Blumen oder Kränze nieder.
Da es schon reichlich Berichte in den Medien gibt, hier nur eine kleine Zusammenfassung über das Laufen aus "Soli-Sicht".
Robert Mörwald und ich waren für die Soli dabei. Am 1. Mai wurden wir am Eingang der KZ-Gedenkstätte Dachau verabschiedet. Alle Teilnehmer liefen gemeinsam um 08:00 los. Das Bayrische Fernsehen filmte unseren Start und die ersten Kilometer. In Hebertshausen wartete ein großer Reisebus auf die Läufer, die nicht zur ersten Staffel gehören. Ein kleiner Bus transportiert Läufer für die nächste 10km Etappe an den Wechselpunkt. Das war der übliche Ablauf für den Rest der Tour. Der große Bus besucht entweder eine Gedenkstätte auf dem Weg oder bringt die Läufer für die weiter entfernten Etappen an ihren Start. So kann man sich zwischendurch ausruhen oder sich dem Lunchpaket widmen.
Die deutschen Teilnehmer kamen aus Dachau und Umgebung und Indersdorf. Alles bekannte Gesichter mit reichlich Erfahrung. Auch die polnischen Läufer waren gut aufgestellt. Es gab einen „Ultra Läufer“ , der jeden Tag 30..40km gelaufen ist und eine Senioren-Weltmeisterin im Halbmarathon - meine Partnerin für einige Etappen.
Die Verständigung war entweder auf Deutsch, Englisch oder mit Hilfe vom Smartphone. Durch die gemischten Teams waren Robert und ich getrennt unterwegs. Das "Wunsch-Tempo" war mit 6min/km angesetzt. Das wurde natürlich nicht immer erreicht. Ich war mit meinen Partnern öfters mal schneller unterwegs. Aber es gab auch zähe Hügel-Etappen. Unser Orga-Team hatte gut damit zu tun, Wunsch und Realität zu synchronisieren. Das Empfangskomitee am Zielort wartet und manche kleine Gedenkstätte hat extra für uns geöffnet. Das hat eigentlich immer gut funktioniert.
Auf den Etappen in Deutschland waren die Läufer allein unterwegs. Ein Smartphone mit Navi-App auf dem Arm zeigt den Weg. Die Strecken führten möglichst abseits der Straßen über Feld- und Waldwege. In den Städten mußten wir uns zwangsläufig auf dem Bürgersteig durch die Menge wühlen.
In Polen hatten wir Luxus-Support: Eine Polizei-Eskorte mit Blaulicht ! Wir hatten überall Vorrang, was mir schon manchmal etwas peinlich war. Immerhin gab es oft genug Radwege oder breite Bürgersteige. Andererseits fühlte man sich so richtig "wichtig" :-)
Nicht jeder von uns läuft 10..12km pro Tag. Trotzdem haben wir den Lauf gut überstanden. Besonders Robert war nach meiner Meinung sogar ziemlich flott unterwegs :-)
Die Momente die mir besonders nahe gingen waren die Passage der Brücke in Görlitz und natürlich die Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau. Auschwitz symbolisiert die schreckliche Vergangenheit, die wir hoffentlich nie wieder erleben werden. Die tolle Stimmung beim Lauf über die Brücke ist ein Symbol für das geeinte, friedliche Europa.



