Der gemeinnützige Verein Bamberg:UA wurde bereits 2017 von ukrainischen Studierenden gegründet. Als am 24. Februar 2022 Russland in die Ukraine einmarschierte, konzentrierte sich der Verein ausschließlich auf humanitäre Hilfe. Gebrauchte, aber voll funktionsfähige Erst-Hilfe-Fahrzeuge konnten finanziert durch Spendengelder in die Ukraine überführt werden.
Mit dem Ziel, 10 Erste-Hilfe-Fahrzeuge in die Ukraine zu bringen, wurde von Jörg Kurzke ein „Bike-Convoy for Ukraine“ zu Jahresbeginn angekündigt. Ich (August Mayer) wollte sofort eines dieser 10 angepeilten Fahrzeuge in die Ukraine überführen und dann mit dem Fahrrad zurückkehren. Öffentlichkeitswirksam sollte dieser Hilfskonvoi von Radfahrern begleitet werden. Jörg hatte für dieses Event eine Strecke von über 1200km ausgearbeitet, die in einer 6-Etappen-Variante, oder als Brevet in einem Zeitlimit von 96 Stunden gefahren werden konnte. Als mir 2 Tage vor der Fahrt telefonisch mitgeteilt wurde, dass genügend Autofahrer zur Verfügung standen, war für mich sofort klar mit dem Rad hin und zurückzufahren.
Medienwirksam wurde der Konvoi aus letztendlich 14 Erste-Hilfe-Fahrzeugen und Radfahrern von der Theresienwiese in München aus am 05.07.2025 auf den Weg geschickt. Insgesamt 60 Teilnehmer für die Etappenfahrt und etwa 40 Brevetfahrer, darunter die beiden Vereinsmitglieder Jörg Kurzke und Werner Spatzenegger und ich, machten sich auf den langen Weg. Über das erste Etappenziel Eggenfelden ging es über Linz weiter nach Wien und Prerov in Tschechien, dann weiter nach Krakau zur polnische Grenzort Przemysl.
Bei widrigem Wetter mussten wir bis zu 8 Stunden im Regen fahren. Der Dauerregen verwandelte einzelne ungeteerte Passagen des Donauradwegs in eine Morastlandschaft. Durchbeißen war die Devise für uns! Platte Reifen häuften sich bei diesen Wetterbedingungen. Ein kleiner, kaum sichtbarer 2mm-Riss in Felgenhöhe hat bei mir 5 Ersatzschläuche platzen lassen. Nach dem Erkennen des Problems bin ich mit Minimaldruck weitergefahren, bis mich ein Schlagloch in der Slowakei jäh stoppte. Mit einem Ersatzschlauch von Jörg, der glücklicherweise Minuten später vorbeikam, schaffte ich dann die 50-60km bis zum Versorgungsfahrzeug.
Mit weniger als 20 Radfahrer überquerten wir am 11.05. die Grenze zur Ukraine. Begleitet wurden sie von ukrainischen Radfahrern im „Bike-Convoy“ nach Lwiw. Dort wurden die Fahrzeuge offiziell übergeben. Neben der erlebten Dankbarkeit wurden alle auch mit den Schrecken des Krieges konfrontiert: Besuch eines Reha-Zentrums für Kriegsversehrte, des „Heldenfriedhofs“ mit Beerdigung eines jungen Soldaten und ein Luftalarm in der Nacht.
Während die meisten Teilnehmer mit dem Flugzeug, dem Zug oder Flixbus wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind, habe ich wie vorgesehen mit dem Rad den Rückweg angetreten. Ein Speichenbruch am Hinterrad im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet zwang aber auch mich zum Umsteigen in die Bahn.


Geschrieben von August Mayer